Auf Initiative des Partnerschaftsvereins Charkiw-Nürnberg und in Kooperation mit dem Literaturclub Nürnberg ist es gelungen, einer der prominentesten zeitgenössischen Literaten der Ukraine nach Nürnberg einzuladen. Jurij Andruchowytsch hatte seinen Auftritt am 23.01. 2018 im"Cafe Literaturhaus". Die zahlreichen Zuhörer machten deutlich, wie bekannt und populär Andruchowytsch hier in Deutschland ist.
Andruchowytsch, der schon in der Schule Deutsch lernte - im ersten Schuljahr mußte er fortlaufend "Goethe" sagen, um den im Ukrainischen unbekannten Umlaut zu üben - und dem Deutschen bis heute eng verbunden ist, las aus seinem "Kleinen Lexikon intimer Städte". Dabei erweist sich Andruchowytsch als sensibler und feinsinniger Beobachter und Stilist, dessen eigener Anspruch, über den eigenen (ukrainischen) Tellerrand in die östliche und westliche Welt hinauszuschauen, voll zur Geltung kommt. Eine Textstelle erklang auf Ukrainisch durch den Author; alle anderen Ausschnitte aus der deutschen Übersetzung las mit großem Engagement und spürbarer Einfühlung der Schauspieler Thomas Witte.
Im zweiten Teil des Abends las Juri Andruchowytsch Ausschnitte über Odessa und Kiew, die zu Fragen der Vereinsvorsitzenden Antje Rempe über seine jetzige Einschätzung der Lage in der Ukraine führten. Dabei äußerte sich Andruchowytsch nur verhalten optimistisch, meinte aber, es gebe - neben vielen schwarzen Flecken - auch graue Flecken und setzte seine Hoffnungen auf die aktiven kulturellen und zivilgesellschaftlichen Initiativen und Organisationen in seinem Land, ein Eindruck , den die Vorstände des Partnerschaftsvereins auch teilen.
Es war ein lohnender Abend. Dank an den Literatur-Club Nürnberg, Frau Elisabeth Zeitler-Boos und an alle weiteren Beteiligten!