Die letzten Worte, die Roman Bondarenko hastig in seinen Nachbarschafts-Chat schrieb, waren, dass er jetzt rausgehe. Dann fuhr er mit seinem Fahrrad zum berühmtesten Ort von Minsk und kam nie wieder. Roman Bondarenko wurde 31 Jahre alt. Er starb am vergangenen Donnerstag auf der Intensivstation eines städtischen Krankenhauses in Minsk. Seine Nachbarn, seine Freunde und Angehörigen sind überzeugt, dass der Staat ihn getötet hat.

Bondarenko war ein völlig unauffälliger Bürger, Geschäftsführer einer Drogerie, nicht besonders politisch. Der Hof, in den Roman Bondarenko fuhr, liegt etwa einen Kilometer von seiner Wohnung entfernt und ist eigentlich ein Platz, gelegen an einer viel befahrenen Straße, umgeben von grauen Wohnhäusern. Ein kleiner Spielplatz, Parkplätze und eine Lüftungsanlage, kaum größer als ein Schuppen. Darauf hat jemand nach der gefälschten Wahl vom 9. August die Silhouette zweier DJs gesprüht. Die hatten auf einer Kundgebung für den Machthaber Alexander Lukaschenko plötzlich den Song "Ich will Wandel" des sowjetischen Rockstars Viktor Zoj aufgelegt, den jeder kennt. Dafür kamen sie für zehn Tage ins Gefängnis, anschließend flohen sie ins litauische Exil.