Umstrittene Amtseinführung :
Über 250 Festnahmen bei Protesten gegen Lukaschenka

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Auf der Flucht: Ein Demonstrant, flankiert von belarusischen Polizisten am Mittwoch in Minsk
Tausende Menschen in Minsk und weiteren belarussischen Städten demonstrieren gegen den heimlichen Staatsakt. Sicherheitskräfte gehen gewaltsam gegen sie vor.

Bei den Protesten gegen die Amtseinführung des umstrittenen Staatsführers Alexandr Lukaschenkas in Belarus sind 259 Menschen festgenommen worden. Das teilte das Menschenrechtszentrum Wesna (Spring96) am Donnerstag in Minsk mit. Nicht nur in der Hauptstadt Minsk, sondern auch in Grodno, Gomel, Borissow und anderen Städten seien Demonstranten in Gewahrsam gekommen. Tausende Menschen waren am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag auf die Straße gegangen, um gegen die sechste Amtseinführung Lukaschenkas zu demonstrieren. Der 66 Jahre alte Machthaber hatte den Staatsakt ohne vorherige Ankündigung am Mittwoch angesetzt.

Die EU erkennt Lukaschenka nach der umstrittenen Wahl vom 9. August nicht mehr als Präsidenten an. Seine Gegner warfen dem als „letzten Diktator Europas“ verschrienen Politiker vor, die Amtseinführung wie eine Geheimoperation durchgezogen zu haben.

Maskierte Uniformierte gingen am Mittwoch teils auch mit Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor. Es gab auch Verletzte, die von anderen Demonstranten versorgt wurden. Menschen vor Ort erzählten, dass sie Schüsse in Minsk gehört hätten. Berichten zufolge setzten die Sicherheitskräfte zudem Tränengas ein. Das wiesen die Behörden zurück. Sie hätten die Lage unter Kontrolle, meldete die Staatsagentur Belta.

Die Demokratiebewegung fordert den Rücktritt Lukaschenkas, die Freilassung politischer Gefangener und Neuwahlen. Der Machthaber lehnt einen Dialog mit der Bewegung ab. Er hatte am Mittwoch mehr als sechs Wochen nach der umstrittenen Wahl seinen Amtseid abgelegt. Zuvor hatte er sich nach 26 Jahren an der Macht mit 80,1 Prozent zum Sieger erklären lassen. Die Opposition sieht Swetlana Tichanowskaja als Siegerin der Abstimmung. Tichanowskaja erklärte die Amtseinführung für ungültig. Lukaschenka sei abgewählt worden und habe daher keinen Auftrag des Volkes mehr, das Land zu regieren.